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ich sitze lesend in einem cafe in stuttgart. schon lang wollte ich mal wieder in dieses cafe. schon lange her saß ich mit freunden zum frühstück draußen an der straße. es war lecker. bisschen spießer-cafe sagt lene immer wenn ich es erwähne. ach echt? jetzt glaube ich zu wissen was sie meint. ich erinnere mich beim reinkommen eine weile ratlos in der engen mitte der engestellten tischchen gestanden zu haben. wo hinsitzen? sieht alles nett aus. auf den ersten blick.  im zweiten moment – in dem in dem ich mich auf meinen gewählten platz auf der bank setzte – komm ich mir komisch vor. bisschen eng hier. warum ist mir das nicht vorher aufgefallen. meine lektüre passt aber hier her: über den anstand in schwierigen zeiten u die frage, wie wir miteinander umgehen. das ist der titel, keine beschreibung des inhaltes. ich …

ich bin fasziniert. ich sitze in diesem cafe u genieße die zeit – meine es getan zu haben. auf der bank an meinem einzeltisch sitze ich einbisschen steif. sehr nah auf den beiden männer linkerhand u den beiden frauen rechterhand, die sich beide jeweils angeregt unterhalten. einbisschen eng hier. ich muss mich anstrengen nicht zuzuhören. was war gleich nochmal der gesprächsinhalt? — vergessen! um mein buch also in entspannter haltung zu lesen, muss ich mich weit über den tisch beugen. mit meinem ganzen oberkörper schon fast auf ihn drauf liegen. oder ich muss das buch sehr hoch halten. auf nasenhöhe. die bank ist zu schmal. kann das sein? irgendwie komm ich mir eingezwängt vor. am anderen ende des cafes gegenüber dem kleinen mittelgang sitzt ein mann u arbeitet am lap— entschuldigung am macbook. ich höre seine finger über die tastatur huschen. der hat keine positionsprobleme. arbeiten geht scheint es wunderbar. ich trinke cappuccino u ein wasser. die sehr hipp gekleidete sehrsehr nette junge frau bringt mir allernettestens zur mittagstischzeit noch das letzte croissant mit butter u einer sagenhaft leckeren marmelade. ich überlege mir, ob ich das croissante in den topf eintunke u französisch essen soll. dann schneide ich es auf, schmiere auf das fettige butterhörnchen deutsche mecklebutter u den halben pott des erdbeerfruchtaufstrichs: nicht elegant, nicht hipp u unmöglich nebenher mein buch zu lesen. dann versuche ich die andere, aufgeschnittene hälfte eintunkend zu essen. genauso doof. alles bröselt. ich lasse die butter weg, klappe die mehl-butter-unterlage zusammen u beise rein. ein croissant stielvoll zu essen ist innerhalb eines cafés beinahe unmöglich. geschweige denn in einem buch nebenher zu schmökern. am ende werde ich knapp 3 seiten gelesen haben. vlt passt das alles einfach nicht hierher? vlt ist das croissant nicht für die bearbeitung auf einem teller u den verzehr innerhalb vier wänden gemacht? ich hätte lieber eine butterbrezel nehmen sollen. aber da hätte es keinen fruchtaufstrich dazu gegeben u der war so lecker, dass ich am ende das töpfchen noch mit dem finger ausstreiche. auslecken? ich denke an mein buch — dafür ist es hier einbisschen zu eng.

4 Kommentare

  • Über den Anstand in schwierigen Zeiten – herrlich! Danke, Mone, für den tollen Beitrag. Macht Spaß zu lesen und ist man hat das Gefühl, direkt neben dir zu sitzen. Welches Café war das denn? Gleichzeitig essen und Buch lesen – dafür suche ich auch noch nach einer Lösung. Viele Grüße – ich hoffe, du bist gut angekommen? – von Claudi, die morgen ins Croissants Homeland fährt

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    • sehr gut angekommen. zuhause! danke. cafe? vergessen … danke für deinen tollen kommentar. reaktion tut gut! einen wunderschönen urlaub euch! wir sehen uns danach hoffentlich. lg!

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  • Mone, mir ging es wie Claudia- ich hatte total Spaß beim Lesen. Ich konnte die Enge so nachspüren und war total bei dir. Vielen Dank für den amüsanten und ehrlichen Beitrag- herrlich :-)))))))

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    • scheint was falsch zu sein hier… alle tun so weit. oder täusche ich mich? vlt bin auch ich eng … wobei wenn ich kurz nachdenke: nee eigentlich nicht! danke für deinen kommentar.

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