Als Kind hatte ich sehr viel Freude am Dachen steigen lassen. Mein Drache war rot. Es brauchte nicht viel: eine Schnur, ein bisschen Wind und warme Schuhe. Hui – wie der Drache sauste u durch die Luft tanzte u ich konnte sorgenfrei lachen. Was fehle also zum Glück? Erstmal nix.
So wie ich heranwuchs, wuchs in mir auch der Wunsch, gemeinsam Drachen zu fliegen. In der Schule lerne ich einen Jungen kennen. Viele der Mitschülerinnen wollten mit ihm Drachen steigen lassen. Mein Drache war der schönste u so flogen wir gemeinsam. Das ging einpaar Jahre gut – je nach dem wie der Wind stand. Mit der Zeit wurde das Drachenfliegen weniger der Junge war zum Mann geworden u verlor das Gefühl für die Freude des Drachens. Eine Zeitlang schlief der Drache. Eines Morgens, mein Lachen war schon weniger geworden, ertappte ich ihn beim Versuch mit einer Anderen einen Drachen zum Starten zu bringen. Natürlich war er nicht so schön wie meiner u er flog auch nicht gut. Da war keine Leichtigkeit, kein Tanzen in der Luft. Aber dennoch, es machte mich damals traurig u wütend. Die Wut in mir spürend schnappte ich mir ihre Schuhe, um sie wirksam der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er verhinderte dies u ich beschloss, dass der letzte gemeinsame Flug hinter mir lag. Lange Zeit packte ich meinen roten schönen Drachen in den Schrank u beachtete ihn nichtmehr. Jahre zogen ins Land. Eines Tages sah ich ein weißes Kaninchen u erkannte in ihm meinen besten Freund den großen Gabuna. Er fragte mich, wo denn mein roter Drache sei u warum er nicht mehr durch die Luft tanzt. Ich erzählte ihm was passiert war.
„Liebst du ihn noch?“ fragt das weiße Kaninchen. Ich halte kurz inne u horche in mich hinein. „Nein. Liebe ist da keine mehr.“
„Tut es denn noch weh?“ fragt er mit einer sanften Stimme weiter. Abermals horche ich. Aber nein auch das nicht. Auch keine Wut oder Verbitterung.
„Warum?“ hebt Gabuna an. „Warum lässt du deinen Drachen nicht mehr fliegen?“ Ich überlege u sage „Ich weis es nicht.“
In seiner Weisheit u nach ewig grübelnden Gesten sagt er: „Es müssen die Schuhe sein!“ Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen „Ja es sind die Schuhe.“
Wir holen uns Kaba u Kekse u schnell schmieden wir einen Plan, wie ich die Schuhe doch noch bekommen kann. Als Mensch getarnt macht sich das weiße Kaninchen auf den Weg die Schuhe zu holen. Schnell findet es die richtigen Worte um Einlass zu erhalten. Technisch ausgestattet mit verstecktem Mikro belausche ich die Szenerie. „Roter Drache flieg, Roter Drache flieg!“ Das ist unser CodeWort. Meine rote Maschine war schon warmgelaufen jetzt musste alles ganz schnell gehen. Mit rauchenden Reifen, schwarze Spuren auf dem berennenden Asphalt hinterlassend, drifte ich mit meinem Motorrad um die Kurve. Ein paar Schuhe in der Hand rennt mir Gabuna entgegen. Ich wusste garnicht, dass er so schnell rennen kann. Mit Wucht springt er hinten auf, mit Eleganz u Kraft schaffe ich es die Maschine zu halten. Das Vorderrad in die Höhe gereckt fahren wir auf dem Hinterrad in die Dunkelheit der Nacht. Schon im Wegfahren merke ich wie mein Herz wieder tanzt. „Und?“ fragt Gabuna „willst du es versuchen?“
„Was denn?!“ frage ich einwenig genervt, da ich von den Ereignissen noch belebt, erschüttert o wieder belebt fühle.
„Na Drachensteigen zu lassen.“
Gleich am nächsten Morgen hole ich meinen Roten aus dem Schrank. Staub abgewischt, Schnur drangemacht u raus aufs Feld.