in welcher welt lebst du eigentlich? fragt mich helmut. seine augen spiegeln resignation u entgeisterung. seine stimme lässt leichte missbilligung vermuten. wenn ich nicht wüsste, dass seine gene den meinen nicht unähnlich u seine gefühle mir gegenüber echt – liebend – sind, würde ich verachtung vermuten. so ist mir seine reaktion etwas fremd. u tatsächlich ist es immer wieder die gleiche frage. heute diskutieren wir auf der türschwelle zwischen draußen u drinnen. helmut hält eine gartenschere in der einen, den auschnitt der englischen rosen in der anderen hand. wie ich ihn so sehe ist es mir schleierhaft wie wir bei dieser stipvisite u an diesem platz wieder auf diese frage kommen konnten. ich stehe auf dem eisengitter das den groben schmutz von den stiefeln entfernen hilft. ich stehe barfuss u durch mein hin u her tänzeln schließe ich auf die länge der diskussion. die fragen an sich spielen keine rolle, der diskussionsgegenstand ist beliebig austauschbar. u genau genommen stets der gleiche – ob hier wohl immer wieder der generationenkonflikt ausbricht? oder der pionier auf den beständigen trifft? der macher auf den denker? die frau auf den mann? wie auch immer. letztendlich lässt mich auch nicht die frage nach der welt den atem anhalten. sondern die frage nach dem leben. was heißt denn schon leben?
u was heißt es in zusammenhang mit entgeisterung? oder resignation? mit verachtung u missbilligung? wann fängt das ameisenheer des herzens an zu maschieren? nicht im gleichschritt sondern eher wusselnd u durcheinander. aber doch überschwemmend u aktiv! bahnbrechend: so dass es die füsse nicht stillhalten lässt?
vor meinem auge ziehen viele momente in meinem leben vorbei. wie wir als kinder räuber u gandarm gespielt haben. über das ganze wohngebiet verteilt. vmtl auf einem halben quadratkilometer. durch tiefgaragen u über spielplätze u wendeplatten. immer in der spannung wer hinter der nächsten kurve lauern könnte. immer in habachtstellung. immer wachsam, erwartend u bereit zur flucht oder zur verfolgung. zum rennen um das leben. gehen oder versteckt sitzen? abwartend oder gestaltend? aktiv oder passiv? was macht das spiel am aufregndsten? vmtl ist es eine mischung aus beiden teilen. spontanes entscheiden. freie wahl. wozu wir gerade lust haben. u doch eingebettet u nicht beliebig. einem plan folgend. dem des —- wessen? in dieser kinderschar haben sich die eine u die andere welt getroffen. vmtl waren es nicht nur zwei welten. es waren dutzende! die eine wäre ohne die anderen zur langeweile verdammt. denn allein die spannung war der spass. mitspielen durfte jeder. egal in welchem altern u egal von welcher schule. oder aus welchem land. berührungsängste waren unbekannt. mitgespielt hat wer da war.