wann nimmt man wohl das erstmal wahr, dass man jetzt aus dem schlaf in das wachsein hinübergleitet? den zustand des wach seins — nicht die tätigkeit des aufwachens. gibt es ihn also? diesen punkt der das eine vom anderen trennend markiert? das erwachen. u wenn ja – wo ist es? ich bin schon eine weile wach. oder? vmtl dämmert es. ich drehe mich um: von links nach rechts. auf den bauch. auf den rücken. drücke das kissen im nacken zusammen. nein, doch besser wieder bauchlage. so kann ich schlafen u die welt noch etwas drausen halten. waren die augen schon offen? ich glaube nicht? oder doch? ach du süßer schlaf. noch ein bisschen — nein: vmtl nicht. die nacht ist rum. oh gott, sie hat kaum angefangen. aufstehen? nein – noch nicht. der tag ist angebrochen und ich doch noch nicht wach. hat ohne mich angefangen. ich habe noch kaum geschlafen! diese matratze ist nicht meine. die eine weicher als meine. die nächste härter. die dritte garkeine: es ist eine seite des durchgelegenen sofas im wohnzimmer meiner schwester, dessen bruchstellen mit kissen u decken aufgefüllt werden. jedesmal wenn es mir als schlafstätte dient. die decken mal mehr mal weniger gut gefaltet, kissen mal mehr mal weniger geschickt arragniert. die eine bettdecke ist dünner als meine, die andere dicker. die eine wärmt besser, die andere nicht. auch dieses mal merke ich noch ohne das aufschlagen der augen, dass ich wo anders geschlafen habe. wie jedesmal. egal wo. noch ohne das wahrnehmen des fremden zimmers. ohne diesen magischen moment der erkenntnis. oder den der verwirrung: das sich beim ersten umgucken wundern u wahrnehmen, dass hier irgendwas nicht stimmt: falsche möbel, andere wände. was ist das? wo bin ich? — ah, ja! was war da nochmal? gestern abend? und dann fiel jedesmal in sekundenburchteilen um mich das erinnern wie ein mantel der sicherheit. ah ja, ich habe die cousinen besucht. habe bei einer freundin geschlafen oder bei den großeltern. nahm den dumpfen geruch der vorfahren in den möbeln oder das fremde waschpulver meiner tante im bettzeug wahr u kuschelte mich nochmal in die dicken daunendecken aus den vorhergehenden jahrzehnten. mit dem einkuscheln kamen die erinnerungen an die vorabende. an das gemeinsame spielen, das fernschauen, das tanzen u singen. an die anderen zu-bett-geh-rituale. ich hatte in ihrem zimmer geschlafen. WIR haben in ihrem zimmer geschlafen: auch meine schwester war meistens mit dabei. lag neben mir auf der matratze. u damals gab es dann kaum noch ein halten im bett. auch das hat sich geändert. ich bin kein kind mehr.
im zimmer ist es hell. das tageslicht sickert herein u erreicht meine halbgeöffneten augen. wenn sie offen sind. zu schlitzen offen. stimmt. nicht mein zimmer. ach nein – ich konnte mich selbst im schlaf nicht fallen lassen: permanent online – weis sogar vor dem wachsein, dass ich nicht daheim bin. weis es manchmal die ganze nacht. weil ich kaum geschlafen habe. einmal hatte ich mal um mal eine ganze sprudelfalsche gelehrt. die pizza vom vorabend war zu salzig. wie oft bin ich aufgestanden um auf die toilette zu gehen? hab ich überhaupt geschlafen? oder ist mein körper älter geworden? so dass er ungewohntes sofort wahrnimmt? bei neuem nicht wie gewohnt — nicht natürlich reagieren kann? schlafen. auch dieses mal weis ich sofort, noch vor dem ersten öffnen der augen, dass ich bei freunden geschlafen habe. spüre es an der anderen matratze. nach jahrzehnten wieder dort. gestern gemeinsam abendgegessen. gleich das frühstück. vorher noch bad. ob alles gut geht? wir sind schließlich keine kinder mehr.
natürlich geht alles gut. wie altbekannte. u doch wieder nicht. bekannt u trotzdem neu. ungewohnt u doch vertraut. unsicheres vortasten. wieder. frühstücken u die reste des vormittags gemeinsam verbringen. an diesem schönen wintertag, der keiner mehr ist. kein winter mehr. u doch tanzen die schneeflocken. und tanzen auch jetzt: in dem moment als ich aus dem auto hüpfe. vor der roten ampel. ohne langes verabschieden. gelegenheit ergriffen. passt alles zusammen. ich laufe über die straße. die schneeflocken tanzen. sacht u dünn. u doch glitzern sie in der sonne u verleihen dem grauen alltag auf deutschlands straßen eine zauberhaftigkeit die mein inneres funkeln lässt. in meinem inneren verschmelzen diese beiden welten zu meiner eigenen. meine eigene welt. in der ich zuhause bin. kahler beton, baustelle u alltagshektig wird eins mit tanzenden schneeflocken vom himmel. dem glitzernden filigranen etwas, dass nur noch so selten kommt u eigentlich nie bleibt. fast sehe ich mich in den himmel starrend u tanzend. mitten auf der straße. innerlich bin ich hingerissen. innerlich glücklich. im menschenfluss. um mich menschen die ich wahrnehme u doch nicht. in deren masse ich aufgehe. die mir unbekannt sind u doch seltsam vertraut. die mir gleichen u doch nicht: zwei beine, zwei arme. mäntel oder jacken. mützen. rucksäcke oder taschen. gemeinsam u doch jeder allein. ich unter ihnen. deutsches grau meets inkybinky. ich lasse mich treiben im strom der artgenossen. unbekannte bekannte.
irgendwo hupt ein auto. eine frau braust an der seite meines menschenpulks vorbei. schleicht sich aufdringlich genervt u wütend in mein wahrnehmungsfeld. schon ihr schritt drückt wut u entrüstung aus. raserei. die lautstärke ihrer stimmte übertönt mit einemmal alles, was ich höre. schneidend bricht der beton über die noch dünne schneeschicht.
blablabla… so ein fruchtbarer mensch.
warum? fragt das hinter ihr herhechelnde anhängsel.
weil er nur motz.
irritiert schaue ich zur seite. gehört auch diese frau zu meinem menschenfluss? auch eine bekannte unbekannte? nein, ein eindringling in meine welt. eine außerirdische. die den friedlichen einklang des hektischen pentleralltags durchbricht.
stimmt, so wie du gerade.
yes! na endlich. ja genau. denke ich. überrascht sehe ich die junge frau die sich mit einem zustimmenden lächeln zu mir umdreht. zu mir? träume ich? dämmerzustand? oder schon wach? hier stimmt doch was nicht?!? aufstehen? ach nein denke ich u dreh mich um noch ein bisschen… … …