ich will…

der schlüssel u ich – passt wie die faust auf s auge. oder doch wie arsch auf eimer?!

als ich heute morgen aufgestanden bin, hatte mir meine mutter geschrieben, dass nun endlich der schlüssel ihres autos wieder aufgetaucht ist, seit ICH es am sa für eine einkauft-spritztour mit lila ausgeliehen habe. zwei tage des hirnens u suchens liegen hinter den herrschaften. schlaflose nächte. 2. u ich war an allem schuld. ich habe auch mitgehirnt gestern vor dem einschlafen – nein die lösung kam wo anderst – u bin tatsächlich auch auf den richtigen fundort gekommen: beim metzger über der straße. dort sind lila u ich noch schnell nach der rückkehr mit dem auto u vor ladenschluss hin gerannt. ich habe vermutet, dass ich der süßen schnecke den schlüssel in die hand gedrückt hatte, weil ich sie tragen sollte. ich hab s in der eile vergessen: der schlüssel in kinderhand – das gab schonmal ärger.

dass ich nicht an meine alte arbeitsstelle zurück gehen werde war irgendwie schon beim gehen klar. unbewusst – bewusst. ich habe meinen ganzen krempel zusammengepackt, einpaar sachen verschenkt u hab die kisten in den bus geladen. verrückt, dass nach dem verschenken aller mathe-sachen mein bus immer noch vollgestopft war. lehrer haben einen dachschaden.
gerade werden landesweit, vmtl bundesweit, die versetzungsanträge gestellt. zwangsläufig muss auch ich mich damit beschäftigen: in meinem jahr pause – mit dem kommenden schuljahr. u damit, wo ich arbeiten wöllte, wenn das amt mir wohlgesonnen. ganzschön schwierig. die deadline im januar macht s nicht einfacher.
also überlege ich was ich will. u ja, ich stoße immer wieder drauf, wie doof dieses system ist, wie blöd die menschen auf dem ämter, wie einzwängend diese strukturen und und und. also verrenne ich mich regelmäßig in diesen gedanken, schimpfe wie ein rohrspatz, motze über dies u jenes u schreie am ende aus leibeskräften: dann kündige ich diesen scheiss beamtenstatus! — — — dann schaff ich s zum glück nach starren u weinen u mit ein bisschen zeit wieder u finde den aus- u rückweg zur frage: was willst du? was soll sich verändern? wo kannst du ansetzten? was ist der nächste schritt? u dann – noch ein größeres glück – habe ich menschen, die mich aushalten u mir sagen: mach doch das. schreib auf was du willst. was dich stört u was du verändern willst. oh mann — ja. zu dumm, dass ich da nie selber drauf komme. lehrer haben einen dachschaden. menschen im allgemeinen. u ich im besonderen. vmtl.

also was ich will: ich möchte meinen beamteneid ernstnehmen. na klar! darin steht etwas von grundgesetz der bundesrepublik deutschland. meines wissens steht im ersten artikel der berühmte satz „die würde des menschen ist unantastbar“. hui, da könnte man jetzt viel u nichts schreiben. was mir schwerfällt zu sehen ist, dass an schulen die würde der kinder geachtet wird. die kinderwürde. wir achten ja nichtmal unsere eigene – wir erwachsenen. ui… schon wieder in die falle getappt.

würde hat für mich etwas damit zu tun, den menschen zu sehen. so wie er ist. u mit dem was er kann. ihn zu kennen. das sind beides schon sehr große dinge: das sein u das tun – das tun können im besonderen. u das kennen. auch hierüber könnte man bücher schreiben.

ich war letztes schuljahr mit meiner ersten klasse einen nachmittag pro woche im wald. ich habe 2 meiner kostbaren mathestunden für einen spielenachmittag im wald geopfert. sport ist auch ausgefallen – ein jahr lang. ich hatte 12 hipfelige lern- u sprachbehinderte (was auch immer das heißen mag…) schüler, mit denen ich, zusammen mit unserer fsj-lerin, hin in den wald gerannt u wieder zurück geschlichen bin, die erwachsenen von hinten treibend. gehen in der gruppe war UNMÖGLICH – also lies ich jedem seinen freiraum in seinem tempo bis zu einem abgemachten treffpunkt sich zu bewegen. an einem nachmittag waren auf dem rückweg zwei dieser schüler nicht am ausgemachten treffpunkt. mein herz fing an zu schlagen. ich wusste, dass sie vorgegangen sind. ich konnte mir vorstellen, dass sie – das DIESE BEIDEN – aus wetteifer wer der erste ist schon längst im klassenzimmer angekommen waren. u doch kroch die angst in mir hoch. also schickte ich die fsj mit den kindern den einen weg u rannte selber den anderen zur schule und noch eine dritte strecke – 2x. in meinen gedanken mischte sich die angst um die kinder mit den vorwürfen der anderen lehrer an mich. letzteres wurde immer größer. im grund ist es: was denken die anderen? was muss ich mir wieder anhören? oder – nicht besser: welche blicke muss ich wieder aushalten? ich war so in meinen gedanken gefangen, dass ich völlig fertig in der schule ankam – gedanklich u körperlich – noch bevor die fsj samt kindern von ihrer einfachen strecke da waren. die lausbuben hatten ihre jacken an den hacken gehängt – sauber -, waren aber nirgends zu sehen. ok – immerhin da. am ende hatten sie sich im hintersten zimmer unter den tischen versteckt u erwarteten mich schon – grinsten mich an. ich muss grinsen während ich diese zeilen schreibe – als ich die jungs entdeckte, grinste ich nicht. ich war sauer. auf die. das macht man mit einer lehrerin nicht! das macht man mit mir doch nicht!! ich hatte angst. ICH hatte angst! um die Kinder, ja – aber vor allem um mich. was passiert mit mir, wenn ich meinem chef sagen muss… ich hab das den zwei NATÜRLICH gesagt: so was kommt nicht nochmal vor. und NATÜRLICH kam es nochmal vor. nicht nur einmal. aber da war ich lockerer. u ich hätte es auch beim erstmal sein können. der gedanke war gleich da: wettrennen, schlaue kinder, alltagspraktisch, die können… ich kenne meine schüler. wie sie sind u was sie können.
u ich weis was sie nicht können: mathe u deutsch. das steht schon in den berichten zur einschulung. u was machen wir? wir zeigen es ihnen täglich. 2 std. am morgen u am nachmittag auch nochmal: a) dass sie das nicht können u b) dass sie das können müssen. darüberhinaus bringen wir ihnen bei, dass das andere nicht zählt, weil es im stundenplan nicht oder nur in homöopathischer dosis auftaucht: malen, musik, basteln, zeit für einander haben, freunde sein, miteinander umgehen, sich mögen, an sich glauben – denken. selbständig.

als ich mit lila am sa auf dem ziegenhof beim eierkaufen war, fasste lila wie selbstverständlich mit mir in die eierpalette u half die eier in den eierkarton zu legen. ich stand hinter ihr mit kritischem blick vorsichtig – aaaah: pass auf – ui, die eier – zerbrechlich … meine hand nahm die eier schon fast aus dieser kleine kinderhand – bis meine chefin dann sagte: kinder können das. immer! die mütter haben meistens angst. oh!
ich möchte kinder mehr zutrauen. ich möchte lila den autoschlüssel halten lassen, auch wenn er dann möglicherweise im regal vom metzger landet. weil ich ihr zeigen möchte: ich glaube an dich. weil sie so stolz ist, den autoschlüssel halten zu dürfen. helfen zu können. kinder wollten das. die augen leuchten dann. schonmal gesehen?!?
ich bin froh um diese schlüsselepisode. weil der Schlüssel zu mir passt wie die faust auf s Auge (nämlich nicht, das tut doch weh!!): ich verliere ihn ständig. u er passt wie arsch auf eimer: er taucht immer wieder auf. IMMER. ich habe noch nie einen schlüssel verloren. oder einen geldbeutel. deswegen kann ich da auch recht entspannt sein, wenn er mal weg ist.

ich will also:

  • kindern mehr zutrauen. ihnen freiräume für eigenes lernen, erfahren ermöglichen. dafür kann man sie nicht unbedingt mit dem lehrstoff unserer bildungspläne zuballern. dazu passt freiraum nicht. weil er ihn nimmt – der bildungsplan.

 

was ich auch möchte: öffentlichkeit. zuhörer. mitdenker. mitgestalter. mehrheiten. deswegen tu ich, was meine lene mir geraten hat: gerade kannst du nichts tun, du kannst nur schreiben. also schreibe ich. kein buch. aber hier. ich will versuchen zu erzählen was ich will. u dann auf ´die schule` kurz u bündig zusammenzufassen. ein manifest. mein manifest. meine willensäußerung. für mich. u die die mitgehen.

vlt ist das ja der schlüssel. einer.

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