die türken. sie verfolgen mich. oder warum liegt auf dem amaturenbrett des schäbigen daimlers ein türkischer pass? auf einem an-, um- oder abmeldefomrular. ein türke, der mich vom bahnhof raus nach weilheim mitnimmt. nachdem viele viele deutsche an mir vorbei gefahren sind. dieser türkische mitbewohner ist hier aufgewachsen, sagt er. seine oma ist schon eintausenneunhundertsiebenundsechzig nach köln gekommen. hier ausländer u in der türkei auch. u mitgenommen hat er mich ohne zu fragen wo ich hinwill. als ob er mich extra rausfährt. u so ist es auch. ich wette. weil er mich nicht nur rauslässt, sondern fragt wo ich hin muss. — die türken. die normalen lasse ich an der bushaltestelle stehen, weil es zu kalt ist um dort untätig zu warten o weil die fahrt raus mit dem bus zu teuer ist. täschäkülär!
wenn man nicht mehr trampen kann, weil es nur noch verrückte gibt – u ich ja die verrückte bin, dann – hab ich mir gedacht, dann – kann ICH ja trampen. das hab ich mir heute morgen gedacht. nachdem ich EIGENTLICH mit der schönbuchbahn u dem bus nach tübingen fahren wollte.
ich hab mir in den letzten tagen gedanken gemacht, wie ich mehr aus meinen 4 wänden raus komme – ja, inspiriert durch ein kaffee-gespräch mit einer weiler freundin: sie machte sich auf den weg in die bücherei nach bb u ich war … also ich dachte mir, das kann ich auch: ich hol mir das vvs-ticket ab 9. aber ui: das ist ja verflixt teuer. u das sozialticket für den kreis bb soll es erst mal nicht gesponsort von der kommunalpolitik geben, wie es neulich in der kreiszeitung bb stand: weil es nicht sache vom kreis ist, haben menschen beschlossen, die genügend geld hätten u sich dieses u daneben andere tickets zu kaufen, es aber nicht brauchen, weil sich doppelt mit der Bahnfahrten nicht lohne, der fette mercedes vmtl neben dem coupe in der garage steht u sie immer allein mit einem der beiden zu der arbeitsstelle einen ort weiter fahren, daher also auch nicht wissen — wissen können! dass der öffentliche nahverkehr eine katastrophe ist u auserdem so teuer, dass es sich die, die ihn brauchen, fast nicht leisen können — falsch: dass es sich die, die ihn brauchen nicht leisten können! u da mobilität teilhabe am sozialen leben ist, sind die leider raus. doppeltraus. dreifach, weil sie vmlt nicht mitgenommen werden würden als tramper, weil ihre verrücktheit so offensichtlich. glück für mich.
also bin ich durch die alte troppelsiedlung gelaufen, hab eine karte an eine neue bekannte eingeworfen, über die felder zu b464 u hab dort den daumen rausgestreckt. der erste war ein dicker schwarzer mercedes – ich stand eh noch nicht an der haltestelle – der zweite ein süßer (…) smart – u hielt. ich hab mit einer meganetten verrückten über ausergewöhnliche – schlaue u bescheuerte – chefs, querschläger im system u dessen reaktion darauf, mobbing am arbeitsplatz u WIRKLICHE abgründe im leben eines menschen geredet. einen teil des gesparten geldes konnte ich durch die tübinger altstadt schlendernd dem straßen-akkordeonspieler ins büchsle schmeisen, noch kurz mit meiner ehemaligen sportlehrerin über die schulter essensielle dinge die an schüler in der schule weitergegeben werden bereden u bin schließlich im colle gelandet. OH GOTT – danke.
ja, ich habe das wörtchen tod auf mich bezogen. im rückblick habe ich das gemerkt. ich hab es gemerkt als ich mir die frage stellte: warum habe ich … nein, ich habe mich gefragt: warum ging meine ehe in die brüche? darf ich mich scheiden lassen, wenn doch in der bibel steht: lasst euch nicht scheiden. warum u wie ich auf diese frage gekommen bin, wäre auch äußerst interessant u wert darüber zu schreiben, aber hier geht es mir um was anderes: weiter im text.
ich weis also noch, wo genau ich die für mich schlüssige u gültige antwort auf diese frage erhalten habe, wo sie sich in meinem kopf herauskristallisiert hat: ich bin gerade in meinem geliebten bus aus dem engelbergtunnel gefahren, habe mich innerlich auf den, als führer eines ps-schwachen vehikels etwas kniffeligen autobahnknotenpunkt vorbereitet als mich diese gedanken überfallen haben: es war wie – nein keine puzzelteile die sich zusammengefügt haben, eher ein fächer, der sich — der seine falten eine nach der anderen entfaltet hat. u auf einmal siehst du ihn in seiner gänze. liegt er da u du denkst: ah! ja.
ein abschnitt waren die erst – damals – aktuell erlebten wochen u monate in der schule – damals vor —-: meine anfänge in der mitarbeitervertretung u die erlebnisse, die dahingeführt haben. dann entfaltete sich der abschnitt der letzten zeit in meiner ehe, in der ich während der anstrengenden vikariatszeit meines ex-mannes im schwarzwald sportlich selbständigkeit gelernt habe. einer: die ehe- u beziehungsjahre. einer: die stabileren jahre in der oberstufe u einer: die leidvollen in der unter- u mittelstufe. der letzt schließlich war der meiner kindheit. u wie bei einem regenbogen passte alles zusammen. u von infrarot zu ultraviolet. beides anderst u doch gleich. für einen laien.
ich merke, dass das hier nicht verstanden werden kann. ich glaube auch nicht, dass es darauf ankommt, dass meine erkenntnisse von anderen verstanden werden müssen. oder dass ich mich erklären muss.
was ich sagen will: ja ich habe den tod erlebt. u ja, es gibt todeserlebnisse – die viel schlimmer sind, als eine kugel im kopf. der tod ist nicht schlimm. schlimm ist, wenn wir drüber weg sehen. wenn wir ihn nicht erkennen. wenn wir nicht daraus lernen.
u jetzt schreibe ich etwas, was viele wohl nicht verstehen können: ich bin dankbar, dass ich diese erlebnisse habe. die erlebnisse in der schule u die mit meiner ehe, die des scheitern der ehe. ich bin dankbar, dass mein mann – ex-mann – damals die grenzen überschritten hat. in einer gewissen weise dankbar. ich kann es nicht verstehen, aber rückblickend, war für mich dadurch eine entwicklung zu einem besseren seinszustand möglich als vorher: zum leben zurück. ja, durch schmerz. aber zum leben. innerlich. ich möchte nicht tauschen. ich möchte nicht zurück.
dieses erleben hat mich sensibel gemacht. das eine u das andere. manchmal spüre ich die verletzten stellen in meiner seele. die narben. die einen u die anderen. das sind —- krasse momente. leider macht mich dieses erleben auch etwas hart gegenüber schmerz in der welt. im persönlichen leben von menschen. tod, scheidung, krankheit u so zeug. ich stehe ihm, dem schmerz, nicht nur mitfühlend gegenüber. schmerz ist gut. er rüttelt uns wach.
ich habe mich schonmal zu einem menschen sagen gehört: da muss du halt durch. ich stand wie neben mir u war erschrocken über mich selber. bist du bescheuert?!? sowas kann man doch nicht sagen!
warum nicht? letztendlich habe ich erlebt, dass das noch nie jemand zu meiner jetztigen freundin gesagt hat. sie fand es gut. hm …
auch die frau heute morgen, die mich mitgenommen hat: sie hat in den tiefsten abgrund geblickt, der sich im leben eines menschen aufmachen kann, hat den supergau eines menschen erlebt: der tod des eigenen kindes. u wir konnten so darüber reden. einfach so. ja. scheiße. u es war eine begegung des tages.
nicht nur persönlich. ich habe auch erfahren, was ich erfahren wollte: es gibt sie, die verrückten: die die noch trampen, u die die tramper mitnehmen. u ja, vmt sind das die, die lynchmorde erlebt haben. die gemordet wurden u vmtl gemordet haben. also rufe ich ihnen zu: sammelt euch. an die waffen genossen! der krieg hat begonnen… er läuft schon.
ich zahle jetzt. dann werde ich in einem asia-haus hier in tü hoffentlich richtiges origami-papier aus japan finden. u dann werde ich mit dem bus ab dem bahnhof weiter nach weilheim fahren. in einem bus voll normaler.