… upstairs.

wunderschöner morgen. u ich hab es tatsächlich um 8 aus dem bett geschafft. ich finde, das ist eine gute zeit aufzustehen. morgen muss ich um 10 vor 6 in holzgerlingen sein… mit dem rad. das wird sportlich – in mehrerer hinsicht. ich werde morgen meine schüler u kollegen besuchen. laternenfest. ich freu mich u bin einbisschen aufgeregt: den ganzen tag in der anstalt. mit vielen vielen menschen, die mir ans herz gewachsen sind u die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. ich rechne mit einem gefühl wie auf drogen.

ich bin unglaublich gern lehrerin. unglaublich gern. UNGLAUBLICH – GERN!!! ich liebe es mit kindern zusammen zu sein. gestern war ich mit lila u oma in der bücherei in stg. es war ein schöner moment, meine nichte auf dem schoss meiner mutter zu sehen: vorlesend u bildbetrachtend. das kind war hochkonzentriert. die oma aus ihrem schaupielertalent schöpfend – sagenhaft. u dass drumrum ein 4 jähriger ads junge über alle kisten, polster u bücher gehüpft ist hat sie nicht im geringsten berührt. ich weis nichtmal ob sie es gemerkt hat. bis der junge sie unverfroren auf den altersunterschied zwischen ihr u ihm angesprochen hat. lila konnte nur müde lächeln, ein auge halb offen. ich glaube sie denken gehört zu haben äh, was?!? sauber – das hat sie von mir…

… was leider so nicht ganz stimmen kann. zur kinderzeit wohl schon. auch in der grundschule hätte ich mir das noch vorstellen können. bei mir.
mein wechsel auf die weiterführenden war nicht ganz ohne. erstmal nicht so wie ich wollte, dann doch mit einer lieben verwandten. mit der ich ZUM GLÜCK im sommer vor der 5. im urlaub war. oder, so war das doch?!? vlt auch nur auf weils straßen. wir haben uns bei otto die die gleichen anziehsachen – OUTFITS – gekauft – bestellt. einen pinkenen tüllrock u eine schwarze streifen hose. war das geil. der schulstart war dann alles andere als geil. nicht der schulstart an sich. ich kann mich noch an die unsicherheit erinnern: neuer schulort, neues schulgebäude, neue mitschüler, neue lehrer – neue fächer. oh mann. ich hab irgendwann auch leute kennengelernt. irgendwie formiert sich irgendwann die gruppe. ich war nichtmehr so mit meiner überecken-cousine sondern mit 2mädels u 2jungs. die coolen fraktion. faszinierend, dass in einer gruppe doch immer die gleichen unterschiedlichen menschen – typen anzutreffen sind: die fleißigen aus der ersten reihe, die leisen, die klassenclowns u eben die coolen. nicht die wirklich coolen – die — wie auch immer. ihr wisset wen ich meine. also: wir haben dinge gemacht, getroffen, partys organisiert, freibad, stuttgart… was man halt so macht.
eines tage lag ein zettel – ich bin glaub zu spät gekommen, weil der bus zu spät war?!? – auf meinem platz, wo mir diese freunde schrieben: ab heute also nicht mehr du mit uns. wir mögen deine witze nicht, wir mögen nicht, dass du von deinem bruder erzählst… wenn du das anderen erzählst machen wir sdkfjscoivhaelrn mit dir. das war krass. mir ist dieser brief neulich mal wieder in die hände gefallen. oh gott, ich musste glaub heulen. ich weis nicht mehr, was ich in den folgenden tagen gemacht hab. damals. aber, ich weis noch, dass ich irgendwann – das heft in die hand nehmend – aufs sekretariat spaziert bin u meinen schulwechsel aufs gymi angemeldet hab. irgendwann – als ich infos von amtlicher stelle hatte – dann auch zu meinen eltern. meine noten waren zu schlecht, also musste ich da besser werden. und ich wollte SOFORT gehen. nicht nach den ferien, sondern zum halbjahr. krasser scheis, ich hab das geschafft. rückblickend muss ich den kopf schütteln. und müde lächeln. mit einem auge halb zu. als das bei den anderen der klasse ankam hatte ich natürlich GARNIEMAND mehr: die coolen nicht u die andern coolen meinten, ich halte mich für was besseres. meine eltern wussten natürlich auch nix über meine motivation die schule zu wechseln. aber ich war raus …

leider ging die gleiche sache von vorne los. angst vor dem anfang. geeiert in den ersten wochen. ne 5 in mathe. wenn ich so drüber nachdenk, ich könnte geschichten erzählen – kann jeder. mir geht s aber um was anderes. mir ist das gleiche wieder passiert: die falschen freunde. erst eine tolle zeit. „toll“… ich hab mit leuten sachen gemacht, die ich nie hätte machen sollen. die ich von mir aus auch nie hätte machen wollen. man denkt oh scheise und macht doch was anderes – macht doch mit. horrorfilme – mit 13. ich bin noch – ich weis nicht bis wann ich übers bett gesprungen bin, weil ich an den friedhof der kuscheltiere u — wer lag mit dem skalpell unter m bett?!? andere bilder haben sich so sehr in mein hirn eingebrannt, ich … egal. kann man machen, muss man aber nicht. ich hab s mitgemacht, weil ich die mädels cool fand. weil es mich fasziniert hat, da dabei zu sein. u ich weis nicht, woran das liegt, dass mir da schon wieder genau das gleiche passiert ist. kinder u jugendliche sind krass. schlachtfeld. unerbittlich u ohne gnade. u irgendwie – auf eine faszinierende weise – haben die antennen. nehmen wahr, wenn jmd anderst ist. also ich wars auch da u da gabs leider keinen brief, sondern eine — hm — — vor 3 jahren hab ich mich nach langer zeit mit guten freundinnen aus der abizeit getroffen, die die 7te klasse auch erlebt haben. eine davon sagte: das war schon krass damals, jeder hatte angst das er der nächste wird. es hat eine weile gedauert, bis dieser satz u der inhalt in meinem hirn angekommen ist. das war das erstmal, dass jmd darüber geredet hat. das ICH das … ich werd auch jetzt noch schweigsam. mir fehlen die worte. im moment.

ich hab da mittlerweile viel drüber geredet. mit unterschiedlichen leuten. mit freundinnen, mit meinen eltern, einmal hab ich darüber in der kirche berichtet, weil das opfer für die schulseelsorge bestimmt war. ich hab neulich mit einer mutter gesprochen. ich hab dieses thema be- u verarbeitet. u doch muss ich schlucken, wenn ich darüber nachdenke. wenn ich an die momente denke, als ich in der 6ten den brief aufgemacht hab. um mich rum life-as-usual, in mir bricht eine welt zusammen: alles wird still. wie der tod. – u ich merkete es noch nichtmal. oder wie ich in der 7ten vor dem klassenzimmer saß. allein. um mich rum der schulalltag – in mir drin ist es still. u kein anderer sitzt zu mir. weil sie angst hatten. oder gelähmt waren.

mir gehen da 1000 dinge im kopf rum. ich schäme mich nicht, darüber zu schreiben, aber ich schreibe auch nicht darüber um diese geschichte auszubreiten. ich schreibe darüber, weil es mich wütend macht, dass — — dass an unseren schulen nichts dagegen gemacht wird. ich weis, dass das nicht aufgehalten werden kann. das diese dinge passieren. u in einer gewissen weise müssen sie das auch. in einer verrückten weise bin ich dankbar, dass ich erlebt hab, was ich erlebt hab.
ich bin mittlerweile auch als lehrerin mobbing begegnet. u ich hab gemerkt, dass ich nicht viel machen kann. allein. was ich mache ist falsch. u mir geht es auch nicht nur um mobbing. mir geht es nicht um mich. mir geht es um veränderung. darum, dass unsere kinder weniger fertig gemacht werden. von der umwelt. nicht von kindern. nicht von mitschülern. die die mich fertig gemacht haben, waren ja vorher meine freunde. u einige davon waren auch echt ok. andere nicht – cool u uncool eben, ge – haha.

mir geht es darum, dass wir nur gemeinsam diesen u andren kleinen, größeren u ganz großen problemen begegnen u sie lösen können – ansatzweise, aber immerhin. u meine wut wird dann angefacht, wenn menschen an den richtigen stellen säßen, die richtigen ausbildungen hätten – es schlicht an – ja an was eigentlich: an bequemlichkeit? an zeit? an ichbezogenheit? an offenheit? oder an zurückhaltung? an angst? vereinsamung? – liegt.

 

wir haben gestern ein buch für lila ausgeliehen: der riese rick macht sich schick — oh gott, wie geil! rick tauscht in der stadt sein schäbiges Hemd gegen schicke kleidung. er tauscht nicht, er kauft. auf dem rückweg gib er seine krawatte einer giraffe, die am hals friert; sein hemd einer ziege, deren boot kein segel hat; ein schuh wird ein neues haus für eine mäusefamilie, deren haus gerade abgebrannt ist; eine socke ein schlafsack für den fuchs; sein gürtel eine brücke über den sumpf – dann rutscht die hose. als er neue klamotten kaufen will hat das geschäft leider schon zu. nicht 8 – 24h. dafür findet er sein altes bequemes hemd. er tanzt nachhause. dort angekommen warten giraffe, ziege, maus mit kindern, fuchs u hund mit einer krone u einem brief für den schäbigen riesen. ich glaube es ist nicht die krone die ihn glücklich machte. machmal ist cool nicht cool…

 

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